Sebastian Kienast holt Deutschen Meistertitel mit dem Ordonnanzgewehr

Benedikt Crncic erkämpft Bronze

Beim Niedersächsischen Sportschützenverband in Hannover wurden die Deutschen Meisterschaften im Ordonnanzgewehrschießen 20+20 ausgetragen. Seit 2014 ist die Landeshauptstadt Austragungsort dieser Titelkämpfe, bei der nebenbei zum 2. Mal auch die Deutschen Meisterschaften mit dem KK Unterhebel Repetierer veranstaltet wurden. Seit dem letzten Jahr sind die Wettbewerbe mit offener und geschlossener Visierung in Herren I und Herren II Klasse ausgeschrieben worden. Lediglich die Mannschaften konnten offen besetzt werden. Während die Limitzahlen zu dieser DM mit geschlossener Visierung leicht anstiegen, waren mit offener Visierung weniger Ringe nötig, um sich einen Startplatz zu erkämpfen. Bei sehr wechselhaften äußeren Bedingungen gingen während der 2 Tage 200 Schützinnen und Schützen aus 17 Landesverbänden an den Start. Die Ausfallquote war sehr hoch, hatten doch 240 Ordonnanzschützen eine Startzulassung erhalten. Umso erfreulicher war es, dass die Jüterboger Gilde mit 10 Startern und 17 Einzelstarts vollständig antrat. Sie war, wie im letzten Jahr, teilnehmerstärkster Verein und konnte insgesamt 5 Mannschaften stellen. Neben den Flämingstädtern hatten sich noch 3 weitere Schützen des BSB für die Titelkämpfe qualifiziert. Nach dem es im vergangenen Jahr nicht möglich war, am Tag vor dem ersten Wettkampf seine Waffen einzuschießen, gab es nun diese Möglichkeit wieder. Dies wurde von vielen Jüterbogern auch genutzt und so konnte man auf dem Stand seine Waffe einschießen an dem man später seinen Wettkampf hatte.

Am ersten Wettkampftag waren die Schützinnen und Schützen mit offener Visierung dran. Hier gab es immer wieder einzelne heftige Regenschauer. Da es auch schon am Anreisetag fast nur regnete, war die Luftfeuchtigkeit extrem hoch. Das führte bei den langen Schweden Mauser Gewehren selbst bei reduzierten Ladungen schon nach wenigen Schüssen zu starkem Laufflimmern, was die Zielerfassung deutlich einschränkte. Nach Silber im letzten Jahr, durfte man gespannt sein, was Sebastian Kienast nach einer bis dahin überragenden Saison zu leisten im Stande war. In der Herren I Klasse legte er mit 179 Ringen im Liegendanschlag schon gut vor, blieb nur 1 Ring unter der Leistung von 2021. Im Stehendanschlag zeigte er dann sein Können. Trotz einer Sechs in der 2. Serie erreichte er mit 174 Ringen die stärkste Leistung im gesamten Feld. Mit 353 Ringen übertraf er seine DM Bestleistung um 7 Ringe. Doch was war diese Leistung Wert? Im letzten Jahr gab es coronabedingt keinen Endkampf der besten 6 Einzelschützen. Dieser wurde diesmal wieder ausgeschrieben und es war das Ziel diesen erstmal zu erreichen. Während Kienast als führender in seiner Klasse die Konkurrenz im Auge behielt, schoss sein Teamkollege Benedikt Crncic bei seiner 2. DM Teilnahme in dieser Disziplin mit 334 Ringen persönliche Bestleistung. Christoph Hermann konnte mit 296 Ringen und Platz 14 nicht an die Landestitelkämpfe anknüpfen. Zehn weiße Treffer im sonst sicheren Stehendanschlag waren dafür ausschlaggebend, dass ihm am Ende mehr als 40 Ringe fehlten. Am Abend stand dann der Endkampf an über zwei 5-Schuss Serien in jeweils 90 Sekunden im stehenden Anschlag. Tatsächlich hatten es mit Kienast und Crncic zwei Jüterboger geschafft, diesen zu erreichen. Das gab es aus Jüterboger Sicht noch nie. Während Crncic auf Platz 5 liegend nur 2 Ringe auf Bronze zurück lag, hatte Kienast 11 Ringe Vorsprung auf den Moosburger Christoph Lindlbauer. Alle Teamkollegen verfolgten das Geschehen mit Spannung am großen Bildschirm oder direkt hinter der Glaswand. Beide Jüterboger schossen einen sehr guten Endkampf. Für die Schützen hieß es dann minutenlanges warten am Schützenstand, bis die Endkampfergebnisse zu den Vorkampfresultaten hinzuaddiert wurden. Dann endlich die Gewissheit, Sebastian Kienast ist Deutscher Meister. 2007 hatte er mit dem Ordonnanzgewehrschießen begonnen und sich bei seiner 15. DM Teilnahme seinen größten schießsportlichen Erfolg erkämpft. Nach dem DM Erfolg des Spreenhageners Frank Hanisch 1999 ist es der 2. DM Titel eines Schützen des BSB. Trotz einer 4 mit dem letzten Schuss hatte er mit 80 Ringen seinen Vorsprung auf Lindlbauer (77) sogar noch ausgebaut. Mit 433 Ringen lag er 14 Ringe vor dem Bayern. Auch für Crncic war es der größte Erfolg seiner noch jungen Karriere. Dank der 69er Serie machte er Boden gut, verdrängte die vor ihm liegenden und sicherte sich mit 403 Ringen Bronze.

In der Herren II Klasse erreichte der Uebigauer Heiko Schmidt, der das erste Mal in Hannover am Start war, mit 333 Ringen einen hervorragenden 19. Platz. Im Team der Jüterboger erzielte Manfred Reichel, der erst im letzten Durchgang an der Reihe war, mit 326 Ringen und Platz 28 die beste Platzierung. Noch lange nach dem Schießen haderte er über seinen 38. Schuss, der ihm in die Eins abrutschte. Eine Steigerung um 7 Ringe zur LM brachte Jörg Flemming gute 318 Ringe und Platz 36. Auch Sven Bakus zeigte sich stark verbessert zum Vorjahr und kam mit 313 Ringen auf Rang 46. Vom SC Schöneiche erreichte Winfried Tscheuschner mit 310 Ringen den 50. Platz. Der Sportleiter der Jüterboger, Frank Dombrowski, war völlig enttäuscht über seine Leistung. Lief es doch die ganze Saison über hervorragend beim Training und in den Wettkämpfen, kamen hier nur 307 Ringe heraus. Zu den LM büßte der Landesmeister fast 40 Ringe ein und landete nur auf Rang 54. Zum ersten Mal bei einer Deutschen Meisterschaft dabei, erreichte Markus Krawez 304 Ringe und Platz 56. Senior Helmut Fahlenberg, der als einziger der Jüterboger nicht in einer Mannschaft gesetzt war, musste gleich früh um 8 Uhr an die Feuerlinie treten. Für ihn standen am Ende 284 Ringe und Platz 76 im Protokoll, eine leichte Steigerung zum Vorjahr. Manfred Langner belegte mit 264 Ringen Platz 82.

Den Titel holte sich nach einem Drama im Endkampf Armin Sigel aus Augsburg mit 434 (349+85) vor Hans-Jürgen Reischl aus Moosburg 429 (354+75) und dem Schmöllner Thomas Beier 425 (347+78). Der nach dem Vorkampf führende Coburger Helmut Stubenrauch hatte mit 356 Ringen an Position 1 liegend im Endkampf während der ersten Serie alle 5 Schüsse auf die linke Nachbarscheibe gesetzt und alles verloren. Da half auch die folgende 48er Serie nicht mehr, es blieb nur der 6. Platz.

Den Mannschaftstitel gewann Schmölln mit 1022 vor Moosburg 1007 und Rochlitz 995. Obwohl es mit Platz 5 die beste Platzierung einer Jüterboger Mannschaft (Kienast, Reichel, Dombrowski) gab, war es schon ärgerlich, dass mit 986 nur 9 Ringe zur Medaille fehlten. Die 2. Jüterboger Mannschaft 948 (Flemming, Crncic, Hermann) kam auf Rang 8, die 3. Mannschaft 881 (Bakus, Langner, Krawez) auf Rang 16.

Am 2. Tag lief es für Kienast dann nicht mehr ganz so gut. Mit 340 Ringen hatte er beim Schießen mit Diopter Visierung als Fünfter wieder den Endkampf erreicht, konnte sich aber nicht mehr verbessern, da die Konkurrenz keine Fehler machte und auf hohem Niveau schoss. Mit 82 Ringen hatte er erneut den besten Endkampf geschossen und Platz 5 mit 422 behauptet. Es gab sogar noch einen Stechschuss um Platz 4 zwischen ihm und den an Position 4 liegenden Christoph Lindlbauer, den der Bayer mit 8 zu 6 für sich entschied. Susanne Linke aus Schmölln hatte schon vor dem Endkampf starke 358 hingelegt und sich über eine 79er Serie mit 437 den Titel gesichert. Platz 2 ging an Philipp Fahrenbach 427 (358+69) vom hessischen SV Edelweiß Jestädt. Dritter wurde Mario Zeller vom württembergischen SV Neckartenzlingen 426 (352+74). Für Christoph Hermann lief es deutlich besser als am ersten Tag. Gute 325 Ringe brachten ihm dank 8er Schnitt im Stehendanschlag den 11. Platz ein.

In der Herren II Klasse war das Leistungsniveau an der Spitze noch höher. Obwohl hier 21 Schützen nicht antraten, gab es mit 84 Startern das größte Starterfeld. Hier hatten vor dem Endkampf 4 Schützen mehr als 360 Ringe erzielt. In einem hochspannenden Endkampf siegte nach seiner Bronzemedaille vom Vortag Thomas Beier mit 445 (363+82) knapp vor Matthias Mayer 444 (361+83) und Bernd Krahforst 443 (360+83) beide von der rheinischen St. Seb. SBr. Villip. Bester Jüterboger war wieder Manfred Reichel, der mit starken 340 Ringen und Platz 24 im ersten Drittel des Feldes lag. Ihn beeinträchtigte wie auch andere Schützen Staub, der in Böen von links nach rechts über den Stand fegte und zu Sichteinschränkungen führte. Auch Jörg Flemming kam mit der geschlossenen Visierung besser klar, brachte tolle 334 Ringe auf die Scheibe und belegte den 32. Platz. Dombrowski (50. Platz) musste bis zum letzten Durchgang warten, bis er an der Reihe war, konnte nur leicht zulegen, verbesserte sich auf 315 Ringe. Nach gutem Liegendschießen, landeten wie schon mit offener Visierung 2 Stehendschüsse in der Drei. Sven Bakus bestätigte seine gute Form, erzielte wieder 313 Ringe und erreichte Platz 55. Für Manfred Langner blieb mit 278 Ringen Platz 75. Bei seiner ersten DM kam der Hohenseefelder Matthias Wäsche mit 277 Ringen auf Rang 77.

Die Ergebnisse in der Mannschaftswertung waren fast schon unglaublich. Villip setzte sich ringgleich mit 1067 vor Schmölln und Moosburg 1048 durch.  Jüterbog I erreichte mit Kienast, Reichel, Dombrowski 995 Rang 8, Jüterbog II mit Flemming, Hermann, Bakus 972 Rang 11.

Ordonnanzgew. offene Visierung Herren I

1. Kienast, Sebastian                     BR SGi zu Jüterbog                        433 (353+80)

2. Lindlbauer, Christoph               BY Kgl. priv. FSG Moosburg         419 (342+77)

3. Crncic, Benedikt                        BR SGi zu Jüterbog                        403 (334+69)

14. Hermann, Christoph               BR SGi zu Jüterbog                         296

Ordonnanzgew. offene Visierung Herren II

1. Sigel, Armin                                 BY SSG Augsburg                         434 (349+85)

2. Reischl, Hans-Jürgen                 BY Kgl. priv. FSG Moosburg        429 (354+75)

3. Beier, Thomas                            TH SGes Schmölln                        425 (347+78)

19. Schmidt, Heiko                         BR SGi Uebigau                             333

28. Reichel, Manfred                     BR SGi zu Jüterbog                        326

36. Flemming, Jörg                        BR SGi zu Jüterbog                        318

46. Bakus, Sven                              BR SGi zu Jüterbog                        313

50. Tscheuschner, Winfried        BR SC Schöneiche                         310

54. Dombrowski, Frank                BR SGi zu Jüterbog                       307

56. Krawez, Markus                      BR SGi zu Jüterbog                        304

76. Fahlenberg, Helmut                BR SGi zu Jüterbog                        284

82. Langner, Manfred                   BR SGi zu Jüterbog                        264

Mannschaft offene Visierung

1. TH SGes Schmölln                    1022

2. BY Kgl. priv. FSG Moosburg    1007

3. SC Priv. SG zu Rochlitz               995

5. BR SGi zu Jüterbog I                 986

8. BR SGi zu Jüterbog II                948

16. BR SGi zu Jüterbog III             881

Ordonnanzgew. geschlossene Visierung Herren I

1. Linke, Susanne                          TH SGes Schmölln                        437 (358+79)

2. Fahrenbach, Philipp                  HS SV Edelweiß Jestädt              427 (358+69)

3. Zeller, Mario                              WT Neckartenzlingen                  426 (352+74)

5. Kienast, Sebastian                    BR SGi zu Jüterbog                        422 (340+82)

11. Hermann, Christoph               BR SGi zu Jüterbog                        325

Ordonnanzgew. geschlossene Visierung Herren II

1. Beier, Thomas                             TH SGes Schmölln                       445 (363+82)

2. Mayer, Matthias                         RH St. Seb. SBr Villip                   444 (361+83)

3. Krahforst, Bernd                        RH St. Seb. SBr Villip                   443 (360+83)

24. Reichel, Manfred                     BR SGi zu Jüterbog                      340

32. Flemming, Jörg                        BR SGi zu Jüterbog                       334

50. Dombrowski, Frank                BR SGi zu Jüterbog                       315

55. Bakus, Sven                              BR SGi zu Jüterbog                       313

75. Langner, Manfred                   BR SGi zu Jüterbog                        278

77. Wäsche, Matthias                    BR St. Hub. SBS Hohenseefeld  277

Mannschaft geschlossene Visierung

1. RH St. Seb. SBr Villip                                1067

2. TH SGes Schmölln                                   1067

3. BY Kgl. priv. FSG Moosburg                    1048

8. BR SGi zu Jüterbog I                                   995

11. BR SGi zu Jüterbog II                                 972

Frank Dombrowski

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